GSB 7.0 Standardlösung

Minderungsmöglichkeiten verkehrsbedingter Geräuschemissionen und Lärmimmissionen (SPT-205)

Steigende Verkehrszahlen und eine Verdichtung der Verkehrsnetze führen zu einem Anstieg der verkehrsbedingten Geräuschemissionen. Konsequenzen der daraus resultierenden Lärmimmissionen für den Menschen können Konzentrationsstörungen und verschiedene weitere Erkrankungen sein. Die Relevanz der Lärmproblematik spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl an Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Lärmwirkungsforschung wider. Stellvertretend sei hier auf die NORAH-Studie (Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health) von 2015 und die umfangreichen WHO-Studien aus den Jahren 2011 und 2018 verwiesen. Letztere empfiehlt auf Basis der neuesten Ergebnisse aus der Lärmwirkungsforschung, für die einzelnen Lärmquellen Werte zur Lärmbelastung für den Umgebungslärm festzulegen.


Lärmsituationen werden derzeit von den verschiedenen Verkehrsträgern Schienen-, Straßen- und Luftverkehr sowie Schifffahrt getrennt betrachtet. Dies ist in der Regel auch ausreichend. Jedoch gibt es sogenannte Bündelungslagen oder Knotenpunkte, an denen zwei oder mehr Verkehrsträger zur Gesamtlärmbelastung beitragen. Für diese Fälle gibt es derzeit keine Vorschriften und Verfahrensweisen, um eine gemeinsame, möglichst effektive und effiziente Lösung zur Reduzierung der Lärmbelastung zu erzielen.


Die fachgerechte Bewertung einer Lärmsituation und die zielgerichtete Maßnahmenfindung hängen von vielen unterschiedlichen Faktoren ab und können beliebig komplex werden. Liegt eine verkehrsträgerübergreifende Kumulationssituation vor, sind die Ermittlung eines Gesamtlärmpegels und die Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen von zentraler Bedeutung. In diesem Kontext sind eine aktuelle Datengrundlage für die verkehrsträgerspezifischen Geräuschemissionen sowie eine adäquate Berücksichtigung der unterschiedlichen Frequenzzusammensetzungen und zeitlichen Struktur der Lärmbelastung sicherzustellen. Wird die Schallausbreitung durch Topographie und Meteorologie beeinflusst, können unerwartete Immissionspegel auftreten und die Frequenzzusammensetzung des Schallspektrums kann sich verändern.


Die Expertinnen und Experten entwickelten in der vorherigen Forschungsphase (2016–2019) des BMDV-Expertennetzwerks Methoden zur Gesamtlärmbewertung (Leitfaden) und zur Berücksichtigung meteorologischer Effekte bei der Schallausbreitung (Handlungsempfehlung für Wetterkorrekturen). Deren Praxiserprobung und Anwendung erfolgen nun in der aktuellen Forschungsphase des Netzwerks.


Obwohl inzwischen ein breites Maßnahmenspektrum zur Lärmminderung zur Verfügung steht, stößt dieses häufig an seine Grenzen. Die Forschenden identifizieren und bewerten daher in der aktuellen Forschungsphase innovative Maßnahmen zur Lärmminderung. Hierzu gehören beispielsweis besondere Geometrien für Schutzwände, absorbierende Aufsätze oder Aufbauten, die physikalische Streueffekte ausnutzen.


Auch psychoakustische und verursacherseitige Potentiale zur Lärmminderung bzw. Belästigungsreduzierung werden ermittelt. Die Expertinnen und Experten erweitern und aktualisieren die Datengrundlage für die vom Schiffsverkehr ausgehenden Schallemissionen. Hierbei befassen sie sich auch mit der Wahrnehmbarkeit von tieffrequentem Schall und dessen Wirkung.


Koordination:

Michael Chudalla
Bundesanstalt für Straßenwesen
Chudalla@bast.de


Beteiligte Behörden:

  • BASt
  • BfG
  • DZSF/EBA