GSB 7.0 Standardlösung

Bau- und bauwerksbedingte Emissionen/Immissionen in Wasser und Boden (SPT-204)

Baustoffe enthalten viele Substanzen, die durch Ausgasung, Abrieb, Lösung oder Korrosion in die angrenzenden Umweltmedien (Boden, Grund-, Oberflächen- und Meerwasser) emittieren und dort die Umwelt oder auch die menschliche Gesundheit gefährden können. Beim Bau und bei der Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur kommen je nach Verwendungszweck sehr unterschiedliche Baustoffe zum Einsatz. Welche Stoffe wie stark daraus emittieren, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, beispielsweise von Witterung, Einbauort und Inhaltsstoffen der eingesetzten Baumaterialien. Entsprechende Informationen sowie Daten über Umweltwirkungen im relevanten Konzentrationsbereich liegen oft nicht oder nur spärlich vor und sind meist nicht aggregiert zugänglich.

Im Rahmen der novellierten EU-Bauprodukteverordnung (EU-BauPVO) wird explizit gefordert, dass die aus den Bauprodukten herzustellenden Bauwerke die am Verwendungsort geltenden Anforderungen an Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz erfüllen. Dies betrifft unter anderen die Freisetzung gefährlicher Stoffe in Grundwasser, Meeresgewässer, Oberflächengewässer oder Boden (BWR3). Im Hinblick auf Bauprodukte und Umwelt sind somit zu jeder Phase des Lebenszyklus von Bauprodukten/Bauwerken (Planung/Genehmigung – Bauphase – Unterhaltung – Rückbau) Einflüsse zu vermeiden, die sich übermäßig stark auf die Umweltqualität oder das Klima auswirken.

Das Bild zeigt Probeplatten Probeplatten Quelle: BASt, BAW

Die Expertinnen und Experten dieses Schwerpunktthemas verfolgen einen iterativen Ansatz. Eine Kombination von Labor- und Felduntersuchungen ermöglicht es, praxisnahe Aussagen zur Beständigkeit der Produkte, zur Freisetzung und Bildung von Stoffen und deren Abbauprodukten sowie den damit verbundenen (öko-)toxikologischen Auswirkungen treffen zu können. In Laborstudien werden die Prozesse aufgeklärt, die zur verminderten Beständigkeit von Bauprodukten und zur Freisetzung/Bildung von (Schad-)Stoffen führen. In Feldstudien überprüfen die Forschenden die Übertragbarkeit dieser in Laborstudien ermittelten Prozesse. Hierbei berücksichtigen sie auch die auf den jeweiligen Verwendungszweck abgestimmten physikalischen, bautechnisch relevanten Eigenschaften, um einen möglichst integralen Bewertungsansatz von Baustoffen hinsichtlich der Anwendung und der (öko-)toxikologischen Auswirkungen zu erhalten.

Untersuchungsergebnisse aus der vorherigen Forschungsphase (2016–2019) des BMDV-Expertennetzwerks ermöglichten beispielsweise, die Nutzungsdauer von Stahlträger-Deckbeschichtungen deutlich zu erhöhen. In der aktuellen Forschungsphase liegt der Schwerpunkt primär auf Stofffreisetzungen aus Betonen, Geokunststoffen und Korrosionsschutzanwendungen. Die Forschungsergebnisse münden in eine webbasierte Rechercheplattform, die Auskunft über mögliche Umweltrisiken zu bau- und bauwerksbedingten Emissionen/Immission gibt. Ziel ist es, über diese Rechercheplattform die notwendigen Informationen zu bau- und bauwerksbedingten Emissionen, Expositions- und Freisetzungsszenarien sowie stoffspezifischen Ausbreitungspotenzialen abrufbar und nutzbar zu machen.

Koordination:

Prof. Dr. Thomas Ternes
Bundesanstalt für Gewässerkunde
Ternes@bafg.de

Beteiligte Behörden:

  • BSH
  • BfG
  • BASt
  • BAW
  • DZSF/EBA