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ExtremWetterKongress 2021: Die Bundesverkehrswege fit für den Klimawandel machen

Der ExtremWetterKongress 2021 in Hamburg war erneut Treffpunkt für zahlreiche Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Vom 22. bis 24. September wurde dort über den Klimawandel und extreme Wetterereignisse diskutiert. Mit dabei war auch das Themenfeld Klimawandelfolgen und Anpassung des BMDV-Expertennetzwerks, das sich und seine Forschungsergebnisse unter dem Motto „das Verkehrssystem im Klimawandel“ vorstellte.

Auf der Konferenz in der HafenCity Hamburg trafen sich 390 Fachleute, um u. a. über den aktuellen Stand der Forschung im Bereich „Klimawandel und extreme Wetterereignisse“ zu diskutieren. Mehr als 5.000 Interessierte schalteten sich über den Internet-Livestream dazu. Auf der hochkarätig besetzten Veranstaltung sprachen u. a. der Klimawissenschaftler Professor Mojib Latif, die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Klimakonsortiums Professorin Astrid Kiendler-Scharr, der Meteorologe Sven Plöger, und live aus der Arktis der Polarforscher Arved Fuchs. Ein weiterer Schwerpunkt während der drei Tage: Welche Auswirkungen haben Klimawandel und Extremereignisse konkret auf unsere Verkehrssysteme? Und wie können wir diese für die Zukunft klimaresilienter, also belastbarer und widerstandsfähiger, machen?

Antworten dazu lieferte das BMDV-Expertennetzwerk im Rahmen von vier Vorträgen:

Klimawandel und extreme Wetterereignisse: Was bedeutet das für unser Verkehrssystem? (Dr. Lara Klippel, DWD)

Ein Foto von Lara Klippel während des ExtremWetterKongresses

Eröffnet wurde die Session von der stellv. Koordinatorin des Themenfeldes Klimawandel und Anpassung, Dr. Lara Klippel, vom DWD. Neben einer kurzen Vorstellung des Projekts und dessen Zielen, zeichnete sie die deutschlandweit einzigartige Projektstruktur auf: Mit einheitlichen Datengrundlagen, Klimaszenarien und Auswertemethoden werden gemeinsam durch sieben Bundesbehörden die Wirkung des Klimawandels und die Folgen von Extremwettern auf die Bundesverkehrswege von Straße, Schiene und Wasserstraße untersucht. In diesem Zusammenhang präsentierte Frau Klippel die Palette an Klimawirkungen, denen das Verkehrssystem heute und zukünftig ausgesetzt ist und mit welchem methodischen Rahmen die aktuelle und zukünftige Betroffenheit von Infrastrukturen und Verkehren abgeleitet werden kann. Abgerundet wurde der Vortrag mit der Präsentation von Anpassungsmaßnahmen, die im BMDV-Expertennetzwerk entwickelt wurden.

Baumerkennung aus der Luft – Ein Beitrag zur Sturmsicherheit der Bundesverkehrswege (Carina Herrmann, DZSF/EBA)

Die Bundesschieneninfrastruktur, insbesondere mit Oberleitung ausgestattete Streckenabschnitte, sind schon heute besonders von Sturmwurfereignissen betroffen. Einerseits verursachen sie Schäden an der Infrastruktur, anderseits führen Sturmwurfereignisse zu Verkehrsverlagerungen und ggf. Ausfällen und beeinträchtigen damit den Personen- und Güterverkehr. Um diesen Ereignissen vorzubeugen und sich mit einem angepassten Management resilienter gegenüber Sturmereignissen aufzustellen, wurde im DZSF/EBA eine Anwendung zur Erkennung gefährdeter Bäume ermittelt und von Carina Herrmann im Rahmen des ExtremWetterKongresses vorgestellt. Bäume, die zu nah an Gleisen stehen und von Sturmwurf betroffen sind, können so in Zukunft schneller erkannt werden. Das Modell berücksichtigt neben der Abstandsinformation und Winddaten, auch Vegetationseigenschaften wie die Baumhöhe und die Baumvitalität sowie, Bodeneigenschaften.

Binnenwasserstraßen im Klimawandel – Niedrigwasser, Hochwasser und weitere Wirkungszusammenhänge (Dr. Enno Nilson, BfG)

Ein Foto von Enno Nilson während des ExtremWetterKongresses

Dr. Enno Nilson von der BfG führte die Zuhörer auf eine virtuelle Schiffsreise in die Klimazukunft auf Rhein, Main und Donau. Exemplarisch an den drei Bundeswasserstraßen erklärte der Wissenschaftler: In der Zukunft ist häufiger mit ausgeprägten Niedrigwasserereignissen zu rechnen. Ein Rückgang des Zuflusses von Gletscherwasser in den Rhein durch Abschmelzen der Gletscher wird diese Situation nochmals verschärfen. Ähnlich ungünstig sieht es beim Hochwasser an der Donau aus. Modellrechnungen für die Zukunft deuten auf eine Verdopplung der Tage hin, an denen der höchste Schifffahrtswasserstand überschritten sein wird. Die Schifffahrt ist also auf mehreren Wegen von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Sturmebben in der Tideelbe im Klimawandel (Tara Mahavadi, BAW)

Starker ablandiger Wind kann in der Deutschen Bucht und den angrenzenden Ästuaren zu einer deutlichen Reduktion des Wasserstandes führen. Während dieser Ereignisse kann es zu Einschränkungen des Schiffsverkehrs kommen. Außerdem können extrem niedrige Tideniedrigwasserstände die Standfestigkeit von Wasserbauwerken gefährden. Für die durch Wind verursachte Reduktion des Wasserstandes gibt es keine einheitliche Definition oder Bezeichnung. Tara Mahavadi von der BAW verwendet hierfür den Begriff Sturmebbe. Sie präsentierte welchen Einfluss der Klimawandel auf Sturmebben haben könnte und legte dabei exemplarisch den Fokus auf das Elbeästuar, insbesondere auf den Hamburger Hafen. Tara Mahavadi zeigte Simulationsergebnisse von Sturmebben bei verschiedenen Meeresspiegelanstiegs- und Abflussszenarien. Sie schlussfolgert, dass sich langfristig die Beeinträchtigung durch Sturmebben durch den Meeresspiegelanstieg reduzieren wird. Heute und in der nahen Zukunft können jedoch bisherige extrem niedrige Wasserstände in der Tideelbe (z.B. 1987 oder 2018) untertroffen werden, bevor die Wirkung des Meeresspiegelanstiegs überwiegt.

Vernetzung zwischen dem BMDV-Expertennetzwerk und dem DAS-Basisdienst "Klima und Wasser" (Jennifer Brauch, DWD)

Ein Foto von Jennifer Brauch während des ExtremWetterKongresses

Zudem stellte Dr. Jennifer Brauch vom DWD mit ihrem Beitrag „DAS-Basisdienst - Informationsdienst zur Unterstützung der Anpassung an den Klimawandel und extreme Wetterereignisse“ dar, wie die Informationen aus dem Forschungskontext des BMDV-Expertennetzwerks zu den Themen „Klima und Wasser“ in operationelle Dienste fließen. Beteiligt sind dabei die vier Behörden BAW, BfG, DWD und BSH. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des DAS-Basisdienstes.