GSB 7.0 Standardlösung

Präsentationen 1. Workshop des Themenfeldes 2

Am 5. und 6. Dezember 2016 fand der erste Workshop des Themenfeldes 2 „Verkehr und Infrastruktur umweltgerecht gestalten“ in der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach statt.

Die etwa 90 Teilnehmer des Workshops kamen aus der Wissenschaft, der Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen und aus der kommunalen und privaten Wirtschaft. Sie wurden durch Herrn Michael Rohloff als Vertreter des Präsidenten der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) begrüßt. Anschließend erfolgte durch die Koordinatoren aus der Bundesanstalt für Gewässerkunde eine Einführung in das Themenfeld und in den Workshop. Zwei Impulsvorträge zu den Themen „Indikatoren für eine umweltgerechte Entwicklung“ von Herrn Prof. Dr. Udo Becker und „High Tech für nachhaltige Mobilität“ von Herrn Prof. Dr. Jochen Eckart bildeten den Einstieg in die Workshoparbeit. Angeboten wurden vier parallele Fachsitzungen zu den Themen „Ökologische Vernetzung und Biodiversität“, „Verkehrsbedingte Emissionen und Immissionen“, Bau- und bauwerksbedingte Emissionen“ und „Lärmminderung“. In diesen vier Gruppen wurden am ersten Tag jeweils fachspezifische Themen diskutiert. Die Ergebnisse wurden zu kleinen Ausstellungen aus Postern und weiterem Anschauungsmaterial zusammengefasst. Diese „Marktstände“ wurden am zweiten Tag auf dem „Markplatz der Ideen“ vorgestellt. Zwischen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops entspann sich ein intensiver Gedankenaustausch, auch über die thematischen Grenzen der Fachsitzungen hinweg. Die Ergebnisse aus den Fachsitzungen des ersten Tages konnten so um neue Gedanken ergänzt und präzisiert werden.

Im Abschlussplenum wurden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen zu den vier Fachthemen durch die jeweiligen Koordinatoren zusammengefasst präsentiert und nochmals zur Diskussion gestellt. Der Themenfeldleiter, Herr Dr. Peter Heininger, schloss den fachlichen Austausch mit einem positiven Fazit hinsichtlich der Zusammenarbeit und Weiterentwicklung des Expertennetzwerkes basierend auf den vielfältigen Impulsen des Workshops. Herr Dr. Andreas Schacht, Leiter des Wissenschaftlichen Arbeitsstabs der Gesamtkoordination, verabschiedete die Teilnehmer in einem Schlusswort.end auf den vielfältigen Impulsen des Workshops. Herr Dr. Andreas Schacht, Leiter des Wissenschaftlichen Arbeitsstabs der Gesamtkoordination, verabschiedete die Teilnehmer in einem Schlusswort.

Programm
Programm (PDF, 172KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Begrüßung und Einführung

Grußworte
Michael Rohloff, Stellvertretender Präsident der Bundesanstalt für Straßenwesen

Vorstellung des Themenfeldes 2 im BMVI-Expertennetzwerk: „Verkehr und Infrastruktur umweltgerecht gestalten“
Peter Heininger und Ute Feiler, Bundesanstalt für Gewässerkunde
Verkehr und Infrastruktur umweltgerecht gestalten (PDF, 611KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Impulsvortrag „Indikatoren für eine umweltgerechte Entwicklung“
Udo Becker, TU Dresden
Indikatoren für eine umweltgerechte Entwicklung (PDF, 999KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Impulsvortrag „High Tech für nachhaltige Mobilität“
Jochen Eckart, Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft
High Tech für nachhaltige Mobilität (PDF, 251KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Fachsitzung A – Ökologische Vernetzung und Neobiota

In dieser Fachsitzung wurden viele Aspekte der Projekte 1 (Ökologische Vernetzung) und 2 (Neobiota) im Themenfeld 2 des BMVI Expertennetzwerks diskutiert. In der Fachsitzung wurde deutlich, dass diese beiden Themenkomplexe nicht vollständig getrennt voneinander besprochen werden können da Neobiota ein Teil der Biodiversität sind und außerdem die Ziele der beiden Projekte teilweise diametral zueinander stehen. Dies gilt insbesondere für die Erhöhung der ökologischen Durchgängigkeit in der Landschaft und der Eindämmung der weiteren Verbreitung von Neobiota.

Die Gespräche in Fachsitzung A zeigten das große Interesse der Fachöffentlichkeit für den verkehrsträgerübergreifenden Ansatz des BMVI Expertennetzwerks und die damit verbundenen Potentiale für eine umweltgerechte Gestaltung von Verkehr und Infrastruktur. Die Diskussionen illustrierten aber auch die Neigung eines jeden, Zusammenhänge beispielhaft anhand nur eines bestimmten Verkehrsträgers darzustellen, so wie es sich meist auch in Forschung und Literatur zeigt. Das BMVI Expertennetzwerk füllt hier mit seinem innovativen Ansatz eine wichtige Lücke.

Gruppenarbeit „Ökologische Vernetzung“

In dieser Gruppenarbeit wurden die vier Themenkreise Zerschneidung/Vernetzung, Herausforderungen in der Praxis, Kosten-Nutzen-Effizienz von Maßnahmen und Unterhaltungsmaßnahmen behandelt. Die Teilnehmer betonten insbesondere das hohe Potential der Aufwertung von Verkehrsnebenflächen z.B. mit Blick auf die Erhöhung des Anteils kleinräumiger Landschaftsstrukturen. Als besonderer Vorteil wurden hier auch die im Vergleich zur Landwirtschaft homogeneren Besitzverhältnisse und der geringere Nutzungsdruck angeführt. Viel Zeit wurde auf die verschiedenen Anforderungen der Praxis verwendet, angefangen bei der Bewertung verschiedener Unterhaltungsmaßnahmen, über Schulungen des Bau- und Pflegepersonals zum Thema Biodiversität, der Entwicklung realistischer Leitbilder (Zielarten/-biotope, Indikatoren) bis hin zu den rechtlichen Rahmenbedingungen. Letztere wurden weitestgehend als ausreichend bewertet. Es wurde aber auch der Konflikt von hoheitlichen Pflichten (Erhalt von Funktion und Sicherheit der Verkehrsträger) mit artenschutzrechtlichen Vorgaben thematisiert. Dies betrifft im Besonderen Arten, die durch biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf Verkehrsnebenflächen eingeführt wurden.

Gruppenarbeit „Neobiota“

In dieser Gruppenarbeit wurden die vier Themenkreise das Für und Wider von Neobiota, Monitoring, Managementoptionen und Verkehrsträger als Vektoren der Ausbreitung behandelt. In den Gesprächen zeichnete sich ein breiter Konsens darüber ab, dass eine bundesweite Bekämpfung bereits etablierter Neobiota in der Regel nicht sinnvoll ist, sondern nur lokal dort wo sie zum Beispiel bestimmte Schutzgebiete bedrohen. Darüber hinaus wurden durch die Teilnehmer insbesondere Präventionsmaßnahmen (Monitoring, Frühbekämpfung, und andere) als dringlich für den Umgang mit gebietsfremden Arten bewertet. Dies setzt auch umfangreiche Schulungen des Personals in den Fachbehörden und im Außeneinsatz, ein flächendeckendes digitales Informationssystem, sowie eine gut funktionierende, behördenübergreifende Kooperation voraus. Das BMVI Expertennetzwerk wird hier als ein vielversprechendes Format angesehen. Verschiedene Aspekte der Unterhaltung wie Maßnahmen (z.B. Einsaat von Offenflächen) und rechtliche Grundlagen (z.B. Vorgaben zum Umgang mit neophytenbelastetem Baggergut) wurden ebenso thematisiert.

Fachsitzung B – Verkehrsbedingte Emissionen und Immissionen

In diese Fachsitzung sollten unter anderem Potentiale für eine verkehrsträgerübergreifende Vorgehensweise zur Minderung der Schadstoffbelastungen diskutiert werden. In der Diskussion zeigte sich, dass von den Teilnehmern ein ganzheitlicher Ansatz zur Entwicklung von Verkehr und Infrastruktur sowie zur Bewertung und Umsetzung von Minderungsmaßnahmen sehr begrüßt wurde. Es wurden umfangreiche Möglichkeiten zur Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung von ganzheitlichen Ansätzen aber auch von Einzelmaßnahmen technischer oder organisatorischer Art diskutiert. Es bestand Konsens, dass eine stärkere Nutzung der E-Mobilität bei den unterschiedlichen Verkehrsträgern als Möglichkeit der Schadstoffreduktion anzusehen ist, soweit der aufgebrachte Energiebedarf aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Deutlich wurde aber auch, dass große Potentiale zur Minderung von Schadstoffen im Bereich „Verhaltensänderung“ erzielt werden können. Grundsätzliche Möglichkeiten dazu bietet im Zeitalter der Dienstleistungsgesellschaft insbesondere die Digitalisierung.

Wesentliche Aspekte betrafen darüber hinaus grundsätzliche Handlungsfelder wie z.B. Bewertungsmodelle für Mobilität, die wahren Kosten und Emissionen für verschiedenen Verkehrsträger sowie gesetzliche Grundlagen. Dabei wurde klar, dass hierzu die entsprechenden Daten teilweise in sehr unterschiedlicher Qualität vorliegen und eine einheitliche Datenqualität und Vorgehensweise einen großen Fortschritt darstellen.

Zudem zeigte sich der Wunsch der Teilnehmer, dass künftig deutlicher umwelt- und gesundheitliche Aspekte bei der Betrachtung und Bewertung der Verkehrsträger in den Fokus genommen werden sollten. Eine Untersuchung der vielversprechendsten Diskussionspunkte und Ansätze soll im Rahmen der Möglichkeiten des BMVI-Expertennetzwerkes in den einzelnen Projekten erfolgen.

Fachsitzung C – Bau- und bauwerksbedingte Emissionen

In dieser Fachsitzung wurden Aspekte des Projektes 4 (Bau- und Bauwerksbedingte Emissionen/Immission in Wasser und Boden) im Themenfeld 2 des BMVI Expertennetzwerks diskutiert. Im Mittelpunkt dieses Projektes stehen die Ermittlung und die Minderung von bau- und bauwerksbedingten stofflichen Umweltbelastungen. Baustoffe enthalten viele Stoffe, die unter anderem durch Ausgasung, Abrieb, Lösung und Korrosion in die angrenzenden Umweltmedien (Boden, Grund- und Oberflächenwasser) abgegeben werden können. Es ist nicht auszuschließen, dass einige der Stoffe die Umwelt oder die menschliche Gesundheit gefährden. Beispielhaft werden in dem Projekt Korrosionsschutzbeschichtungen und Opferanoden näher untersucht.

Im ersten Block der Fachsitzung wurden auf dem Workshop nach einer Projekteinführung anhand zweier Vorträge aus BASt und BAW die Zulassungsprüfung für Korrosionsschutzbeschichtungen im Stahlhochbau und im Stahlwasserbau vorgestellt. Eine moderierte Diskussion zu Stärken und Schwächen der heutigen Zulassungsverfahren brachte in beiden Bereichen die Defizite in der Prüfung von Baustoffen in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit und zur Abschätzung der Dauerhaftigkeit zu Tage. Beispielsweise sind weder alle Inhaltsstoffe dokumentiert, noch sind die in Kontakt mit Wasser freigesetzten Stoffe und deren möglichen Umweltauswirkungen bekannt. Daher war es einhellige Meinung, dass die Zulassungsprüfungen der Baustoffe derart zu modifizieren sind, dass sie sowohl die ausreichende Beständigkeit als auch das Freisetzen von umweltrelevanten Stoffen erkennen.

Im zweiten Teil der Fachsitzung wurde die bisherigen Ideen zum Aufbau der Rechercheplattform zur Umweltverträglichkeit von Baustoffen in einem Vortrag des EBA vorgestellt. Anhand zahlreicher Publikumsbeiträge konnten die Projektmitarbeiter ein gutes Bild über die Anforderungen der späteren Nutzer an eine Umwelt-Rechercheplattform gewinnen. Hierbei wurde deutlich, dass unterschiedliche Freisetzungs- und Transportszenarien zu beachten sind und dass für die Praktiker eine einfache Entscheidungshilfe zu entwickeln ist, um die umweltfreundlichen Baustoffe schnell und anwenderfreundlich identifizieren zu können.

In vielen Diskussionen und Gesprächen auf dem „Marktplatz“, während der Fachgruppensitzung sowie am Rande der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer informieren und weitere Kontakte knüpfen.

Fachsitzung D – Verkehrsbedingte Lärmemission

Der Workshop stellte den eigentlichen Beginn des Projektes 5 im Themenfeld 2 dar. Die Projektteilnehmer aus den Behörden BASt, BfG, EBA und der DFS trafen sich zusammen mit interessierten Fachleuten, um die Problematik der verkehrsträgerübergreifenden Minderungsmöglichkeiten der Geräuschemission und Lärmimmission in Luft zu diskutieren. Die Teilnehmer verteilten sich in einem Verhältnis von 2:1 auf Behörden/Hochschule und Industrie/Ingenieurbüros.

In zwei kurzen Einführungsvorträgen wurde auf die Problematik des Projektes zusammengefasst hingeführt und auf interessante Randaspekte aufmerksam gemacht. Anschließend fand eine vierstufige Brainstormingphase statt. Hierbei legten die Teilnehmer ihre fachliche Expertise und ihre Beweggründe am Workshop teilzunehmen dar. Es wurden Ideen gesammelt und diskutiert, wie die Lärmkumulation angegangen werden kann und welche Probleme bestehen. Hierbei war eine starke Motivation zu erkennen, bei der Lösung der Aufgabenstellung mitzuwirken. In den ersten Schritten soll es darum gehen, eine Bewertungsmethodik für unterschiedliche Lärmsituationen und Indikatoren zu finden. Diese sollen dann in der Folge praktikable Maßnahmen zur Lärmsanierung auslösen.

Viele Aspekte spielen im Projekt mit: Wie ist, im Zusammenspiel verschiedener Verkehrsträger einer konkreten Lärmsituation, eine gerechte Kostenverteilung möglich? Können eventuell Investoren über Wertsteigerungen von Immobilien gewonnen werden? Wie gestaltet man zur Erhöhung der Akzeptanz eine Bürgerbeteiligung?

Am zweiten Tag des Workshops fanden im Rahmen eines offenen Marktplatzes weiterführende Gespräche zur Thematik statt. Hier bestand auch die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken, sich über die Themen der anderen Projekte des Themenfeldes 2 zu informieren und natürlich, sich zu vernetzen!

In der nächsten Projektphase werden Forschungsvorhaben angestrengt, um die Thematik weiter aufzubereiten.